Zensursula im Wahlkampf

Gerade bei netzpolitik.org aufgeschnappt: Die Demagogie der Zensursula, Youtube-Video: https://youtu.be/PCt1DI5dBTI.

Also ich bin ja bestimmt kein Freund der CDU. Jede Partei vertritt eben eine etwas andere Sichtweise und politische Meinung. Aber wenn man als Familienministerin nach monatenlangen Diskussionen im Wahlkampf immer noch mit falschen Behauptungen auf Stimmenfang geht, finde ich das gerade bei diesem Thema schamlos! Im Internet gibts jede Menge wirklich gute Informationen zu diesem Thema und wir haben auch wirkungsvolle Alternativen zu Internetsperren aufgezeigt! Dazu gab es sogar Gespräche mit Frau von der Leyen!

Hier nochmals ein paar Links mit Informationen:

Aber es nützt eben nichts sich noch länger im Netzt über Zensursula aufzuregen. Wir müssen raus in die Offline-Welt!

Wer also noch mithelfen will, kuckt einfach ins Wiki der Piratenpartei! Hier zum Beispiel die Seite zur AG Plakatierung Landkreis Günzburg

UI, offener DNS-Server der SPD [Update]

Also das muss ich vor meinem Kurzurlaub jetzt doch noch loswerden! Is einfach gigantisch!

Die SPD hat einen Internet-User der einen eigenen DNS-Server betreibt und damit die Internet-Sperren umgeht in die Nähe von Kinderschändern gestellt:


Sie hingegen haben für sich
die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit sie sich weiterhin
unbeschränkt, wenn Sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung
von Kindern betrachten können und dies auch im Bekanntenkreis weiter
empfohlen. Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.

Siehe hierzu:

Ich hatte in einem meiner Post “Wie funktioniert die DNS-Sperre” ja schon mal etwas zu DNS erklärt. Das können wir jetzt gleich nochmal praktisch üben:


$ whois 195.50.146.131
[Querying whois.ripe.net]
[whois.ripe.net]
% Information related to '195.50.146.0 - 195.50.146.255'
inetnum: 195.50.146.0 - 195.50.146.255
netname: SPDINET-NET
descr: Sozialdemokratische Partei Deutschland
descr: Wilhelmstr 141
descr: 10963 Berlin
country: DE
admin-c: FH1138-RIPE
tech-c: ANOC1-RIPE
status: ASSIGNED PA
mnt-by: ARCOR-MNT
source: RIPE # Filtered
...
$ dig @195.50.146.131 www.youporn.com
; <<>> DiG 9.6.1-P1-RedHat-9.6.1-4.P1.fc11 <<>> @195.50.146.131 www.youporn.com
; (1 server found)
;; global options: +cmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 10312 ;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 3, AUTHORITY: 3, ADDITIONAL: 5 ;; QUESTION SECTION: ;www.youporn.com. IN A ;; ANSWER SECTION: www.youporn.com. 14007 IN CNAME youporn.com. youporn.com. 134 IN A 74.86.111.11 youporn.com. 134 IN A 74.86.111.8 ;; AUTHORITY SECTION: youporn.com. 14446 IN NS ns2.softlayer.com. youporn.com. 14446 IN NS ns1.youporn.com. youporn.com. 14446 IN NS ns1.softlayer.com. ;; ADDITIONAL SECTION: ns1.youporn.com. 39766 IN A 74.86.202.26 ns1.softlayer.com. 2071 IN A 67.228.254.4 ns1.softlayer.com. 2071 IN AAAA 2607:f0d0:0:f:1::1 ns2.softlayer.com. 2071 IN A 67.228.255.5 ns2.softlayer.com. 2071 IN AAAA 2607:f0d0:0:f:2::1 ;; Query time: 64 msec ;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131) ;; WHEN: Thu Aug 6 13:30:54 2009 ;; MSG SIZE rcvd: 247

Da kann ich nur noch sagen, das is wirklich PEINLICH!!!!!!!!!!!!!!

Vielleicht noch kurz etwas technische Aufklärung dazu. Die SPD betreibt sicherlich ein sehr großes internes Netzwerk, da ist es völlig normal das es einen eigenen DNS-Server gibt der interne DNS-Anfragen auflöst. Wer eigene Internet-Domains in größerem Stil besitzt, wird dafür auch einen eigenen "Authoritative name server" (z.B. für spd.de) betreiben. Dieser Authoritative Name Server wird immer für alle im Internet zugreifbar sein, das ist technisch bedingt so. Das dieser Server allerdings auch andere Domains (z.B. www.cdu.de) auflöst sollte eigentlich nicht sein! An dieser Stelle möchte ich auf ein englisches Whitepaper von Luis Grangeia verweisen: Snooping the Cache for Fun and Profit.

Unter "Die Sperrliste" hatte ich geschrieben "Das BKA veröffentlicht die Sperrliste indirekt selbst". Ich weiss ich verlange viel, aber wer sich auch als nicht Hacker das oben verlinkte Whitepaper übers Wochenende mal durchliest, kann vielleicht so langsam nachvollziehen was ich damit sagen wollte.

[Update 19.08.2009]
Nachdem gerade jemand im Heise-Forum danach gefragt hat, der angesprochene DNS-Server lässt inzwischen keine rekursiven Anfragen mehr zu:


$ dig @195.50.146.131 www.heise.de
; <<>> DiG 9.6.1-P1-RedHat-9.6.1-4.P1.fc11 <<>> @195.50.146.131 www.heise.de
; (1 server found)
;; global options: +cmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: REFUSED, id: 53149 ;; flags: qr rd; QUERY: 1, ANSWER: 0, AUTHORITY: 0, ADDITIONAL: 0 ;; WARNING: recursion requested but not available
;; QUESTION SECTION:
;www.heise.de. IN A
;; Query time: 59 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug 19 12:01:52 2009
;; MSG SIZE rcvd: 30

Komplexität und Wahlkampf 2.0

Wir leben in einer verdammt komplexen Welt, das war mir schon immer klar. Als IT-Berater habe ich mich unter anderem auf Cluster-Systeme spezialisiert, dort erlebe ich es immer wieder wie Kunden mit der Komplexität von Cluster-Systemen baden gehen – von wegen Performance und Hochverfügbarkeit. Bei einigen Kunden kann dann das schicke neue Cluster-System nicht mal mit den 10 Jahre alten System das zuvor im Einsatz war mithalten. Politik und unsere Gesellschaft an und für sich sich ebenfalls komplex. Wir leben in einer globalisierten und eng gekoppelten Welt, dadurch erfährt auch die Komplexität eine bisher nie dagewesene Dynamik.

Anders kann ich mir die Äusserungen von Ute Vogt (Landesvorsitzende der SPD Baden-Württemberg) im Interview mit der Zeitung Mannheimer Morgen (Quelle: “Mehr um die Menschen kümmern“) nicht erklären. Dort ist zu lesen:

Frage: Die SPD erboste die junge Internet-Gemeinde mit dem Gesetz gegen Kinderpornografie. Ein Fehler?

Vogt: Ich selbst bedauere es, dass wir diesem Gesetz in der Großen Koalition zugestimmt haben. Viele Abgeordnete haben sich offenbar noch nicht intensiv genug mit dem Thema befasst und wissen nicht, inwieweit Internet-Sperren zielführend sind – und inwieweit eben nicht.

Dies finde ich ziemlich schockierend. Dieses Thema wurde – unter anderem aufgrund der Online-Petition – im Vorfeld doch sehr breit getreten, die Argumente gegen die Internetsperren wurden im Internet rauf und runter gebetet. Was mich aber wirklich schockiert, das Thema Internetsperren ist meiner Meinung nach vom Komplexitätsgrad her gesehen noch halbwegs überschaubar. Nehmen wir mal ein wirklich komplexes Thema wie z.B. Afganistan. Wenn unsere Abgeordnete im Bundestag hier genauso wenig Ahnung haben wie bei den Internetsperren ist es für mich kein Wunder das der Aufbau im Sand stecken bleiben muss!

In der Süddeutschen Zeitung steht das ähnlich: Kinderpornographie – Simple Lösungen für ein komplexes Problem – “Wem hilft die Internetzensur?”.

Ok, ich bin ehrlich, ich wusste bis zur Finanzkrise nicht was man unter einem Zinstender versteht. Warum versucht eigentlich keine Partei unser Finanzsystem zu erklären? Man hört viel von bösen Banken und den bösen Manager-Boni. Aber wo liegen die wirklichen Probleme? Es gibt reale Probleme, die Mehrzahl der Politiker setzt hier aber nur Meinungen dagegen. Genau das ist falsch! Die Debatten wie sie heute im Bundestag geführt werden sind viel zu oberflächlich um wirklich Probleme lösen zu können. Hier bringt gerade die Piratenpartei neue Ansätze (z.B. ein offenes Wiki) wie sich vielleicht zukünftig komplexe Themen strukturieren und Lösungen erarbeiten lassen.

Das Deutsch Net – BTX 2.0

netzpolitik.org: Jugendschützer wollen mehr Netzzensur, uff das hört ja garnicht mehr auf…

Wir sind also auf dem besten weg zu einem Deutsch Net, quasi BTX 2.0. Ich kann mich noch gut an meine Modem Zeit und die letzten (aktiv genutzten) Jahre von BTX erinnern. Da gab es das Internet und fürs Online-Banking hat man BTX verwendet. Eine ganz ähnliche Situation bekommen wir bald wieder!

Es gibt dann das Deutsch Net, da kann man dann Online-Banking machen, einen Flug buchen oder mal ein Buch bestellen. Alles ist brav, sauber und kontrolliert. Eben das Idealbild einer heilen Welt wie es sie im realen Leben wohl nie geben wird. Im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten aber kein Problem…

In der Praxis wird aber genau das passieren was im realen Leben eben auch passiert, es findet eine Verlagerung statt. Meiner Einschätzung nach steht diese Verlagerung auch nicht am Anfang sondern eher bereits am Ende ihrer Entwicklung. Wenn ich mir zwei Meldungen der letzten Tage so ansehe, sieht man klar in welche Richtung die Reise geht:

Das sind alles Technologien, da muss man nicht Informatik studiert haben um sie benutzen zu können. Dies zeigt doch deutlich das der Weg von Sperren und Reglementierung ein Irrweg ist! Auch die klassische Denkweise von Anbietern und Konsumenten lässt sich schon lange nicht mehr aufrecht erhalten. Im Web 2.0 ist eben jeder Anbieter und jeder konsumiert Inhalte. Dieser Aspekt wird sich in den nächsten Jahren noch stärker ausprägen.

Je lauter Stimmen nach Sperren werden, desto schneller läuft dieser Verlagerungs-Prozess. Ermittlungsbehörden haben jetzt schon Schwierigkeiten bei normalen Webseiten mit der Entwicklung Schritt zu halten. Sobald wir über einen breiten Einsatz von Dark-Nets sprechen wird die Lage um Größenordnungen schwieriger. Eine statische Lage wäre für die Ermittler um einiges besser, so könnte die Lücke an Resourcen und Know-How schneller und einfacher geschlossen werden.

Der Weg kann also nur lauten – mehr Kompetenz bei allen! Nur so als Update zu meinem Post “Das Wort zum Sonntag – das Problem mit den toten Pferden” von gestern, ich bin noch am überlegen 🙂

Das Wort zum Sonntag – das Problem mit den toten Pferden

Ich hatte ja schon mal den tollen Spruch der Dakota-Indianer gebracht: “Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.” (Quelle scheissprojekt.de)

Ein kleines bischen bewundere ich Politiker wie Herrn Güldner ja, die verfassenen einen Text “netzpolitik.org – Matthias Güldner antwortet seinen Kritikern” und schaffen es in 595 Worten so gut wie keinen Inhalt rüberzubringen. Die persönliche Erklärung der 15 Grünen Enthalter “Persönliche Erklärung nach §31 GOBT – Zum Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen” ist für mich ein ganz ähnlicher Text. Frau Ekin Deligöz aus meinem Wahlkreis hat sich bei den Internet-Sperren ebenfalls enthalten, Sie hat mir dazu sehr ausführlich bei abgeordnetenwatch.de geantwortet. Nur ich werde aus diesen Texten nicht schlau…

Ich stimme Herrn Güldner ja durchaus zu wenn er schreibt:

Viele Leute müssen an vielen Orten, online und offline, besser und ernsthafter ins Gespräch kommen über den digitalen Graben hinweg.

Nur wenn ich ganz ehrlich bin, sehe ich in den drei oben erwähnten Texten keine wirklich neuen Anknüpfungspunkte. Von der Internet-Community wurden im letzten halben Jahr alle wesentlichen Argumente die gegen die Internetsperren sprechen rauf und runter gebetet. Irgendwann kommt dann auch mal der Punkt wo man ein Thema tot quatschen kann. Deshalb hier meine offene Frage an alle: “Wie könnte eine Diskussion oder ein Dialog zu Internetsperren im Moment noch inhaltlich neue Aspekte bringen?“. Klar wir müssen in der breiten Bevölkerung noch wesentlich mehr Aufklärungsarbeit leisten. Aber das Setup ist meiner Meinung nach klar vorgegeben…

Nein? Sie haben noch neue Aspekte? Einfach die Kommentarfunktion benutzen…

Wenn ich Martin Dörmann (“Wir sind doch die Guten, nicht die Bösen!“) so höre, hab ich manchmal den Eindruck das er versucht mit Sätzen wie “Wir stehen mit dem AK Zensur in Kontakt.” seinen Standpunkt aufzuwerten. Nur durch Worte wird nichts besser oder schlechter, es sind doch immer die Taten die zählen!

Ich frage mich eben wie könnte den ein echter inhaltlicher Dialog aussehen? Und was genau könnte das Ziel sein? Ich bin Pragmatiker und möchte ungern tote Pferde reiten! Herr Tauss ist genau aus diesem Grund aus der SPD ausgetreten.

So jetzt hab ich auch viele Worte geschrieben und noch nix wirklich voran gebracht, aber ich denke noch nach wie ich persönliche meine Diskussion in den nächsten Wochen und Monaten führen werde… Anregungen sind aber gerne willkommen.