Die Software-Krise der Politik

Nachdem ich seit letztem Freitag bei Kunden auf der Suche nach Software-Bugs war, greife ich das Thema gleich nochmal hier auf. Das Thema SoftwarequalitĂ€t oder dazu wie wir Software typischer Weise entwickeln hat durchaus auch eine politische Dimension. Zudem passt das Thema gut zum Titel meines Blogs “Scheiss Software” 😉

KĂŒmmern wir uns zunĂ€chst mal um die Frage: Warum ist es eigentlich so schwer fehlerfreie Software zu Entwicklen? Software ist eben rein virtuell, es gibt keine EinschrĂ€nkungen und dem Programmierer stehen alle Freiheiten offen. Dadurch entsteht so manches kleine Programm das bereits eine enorme KomplexitĂ€t aufweist. Dieses Problem ist seit ĂŒber 40 Jahren unter dem Begriff – Softwarekrise – bekannt. Klar hat sich seitdem viel getan, aber trotz agilem Test Driven Development, Scrum und Extreme Programming schaffen wir es nicht Software ohne Fehler zu produzieren.

Auf absehbare Zeit mĂŒssen wir also mit den UnzulĂ€nglichkeiten moderner Software leben. Es ist nur wichtig das wir uns dessen immer bewusst sind! Das WWW zum Beispiel war zunĂ€chst nur fĂŒr den Austausch unter Wissenschaftlern gedacht, erst ein schnell draufgezimmerter Überbau mit dem Secure Sockets Layer (SSL) macht Online-Banking mehr schlecht als recht sicher. Unsere Netz ist also ganz schön auf Sand gebaut, wenn man es so sieht…

Was hat das nun mit Politik zu tun? Die Probleme der Software-Entwicklung stehen dann schon mal so manchem Politiker beim nÀchsten innovativen Vorzeigeprojekt im Weg. Drei Beispiele dazu:

  1. Der neue PersonalausweisWeitere SicherheitslĂŒcke beim elektronischen Personalausweis (heise.de). Sollte man diesen Ausweis dann wirklich nutzen um sich im Internet beweissicher ausweisen zu können?
  2. Wahlcomputerwahlcomputer.ccc.de. Wollen wir in Zukunft wirklich mit solchen Computern unsere Wahlen durchfĂŒhren?
  3. Vorratsdatenspeicherung / Digitale Beweisewww.vorratsdatenspeicherung.de. Wie sicher sind den Beweise die auf einem so wackligen Konstrukt aufbauen?

Ich finde es schon sehr bezeichnend wenn die Computerfreaks die sonst jede IT-Mode mitmachen plötzlich zu Mahnern werdern und vor unabsehbaren Folgen warnen.

Wie passend! – 50 Jahre Mauerbau

Ein JubilĂ€um ist meist etwas schönes an das man gerne zurĂŒckdenkt. Es gibt aber auch die Sorte von JubilĂ€um die an besonders schlimme und schreckliche Dinge erinnern. 50 Jahre Mauerbau gehört zweifelsfrei zur letzteren Sorte. Ich finde es gut wenn zu diesen AnlĂ€ssen die tragischen Ereignisse von damals in einer Gedenkfeier wieder ins Bewusstsein gerufen werden. ABER es sollte eben nicht dabei bleiben! Wir sind es den Opfern schuldig das Geschehen von damals in die Gegenwart zu reflektieren!

Und wie passend zu 50 Jahre Mauerbau passiert in Jena DAS: Polizei durchsucht Dienstwohnung des Stadtjugendpfarrers Lothar König. Die Junge Gemeinde Jena, in der Herr König tĂ€tig ist, war vor ein paar Jahrzehnten schon so manchem Staatsorgan unbequem. So engagierte sich bereits Matthias Domaschk fĂŒr die Junge Gemeinde Jena. Matthias Domaschk verstarb 1981 unter bisher nicht geklĂ€rten UmstĂ€nden in den RĂ€umen der Staatssicherheit Gera.

Im Blog von annalist gibts noch ein paar Hintergrundinfos mehr: Alle §129 außer Mutti – Pfarrer der Jungen Gemeinde Jena durchsucht. Als Hintergrund noch der Spiegelbeitrag SACHSEN – Die HĂ€rte des Systems.

In Sachsen haben einige Behörden im Moment eh eine sehr sonderbare Rechtsauffassung:

Ich finde so ein Vorgehen erinnert doch stark an die Gepflogenheiten des ehemaligen Staatsorgans in der Normannenstraße!

Zensus 2011

Ich Ă€rgere mich gerade darĂŒber das ich vor ein paar Monaten keinen Post zum Zensus 2011 gebracht habe. Das will ich nun schnellstens nachholen.

Als damals die ersten Fragebögen verschickt wurden, stellte ich mir nĂ€mlich die Frage welchen Nachweis erhalte ich als staatstreuer BĂŒrger eigentlich das ich ordnungsgemĂ€ĂŸ meinen Fragebogen ausgefĂŒllt und abgeschickt habe??? Der Staat begegnet seinen BĂŒrgern ja oft mit Misstrauen und verlangt bei allen möglichen BehördengĂ€ngen beglaubigte Unterlagen, fĂ€lschungssichere Ausweise und was weiss ich noch alles. Bei mir ist es mit dem Staat genauso, da lĂ€uft das Vertrauen in den Staat so gegen Null.

Ich hatte mich damals mit der Frage nach dem Nachweis an das Statistisches Bundesamt gewandt. Und sogar Antwort erhalten:


vielen Dank fĂŒr Ihre Anfrage vom 12. Mai 2011.

Bitte sparen Sie sich das geld fĂŒr das Einschrieben mit RĂŒckschein.

Der Ausdruck ĂŒber die abgesendete Meldung eines Online-Fragebogens dient lediglich zu Ihrer eigenen Erinnerung und ist nicht verpflichtend. Auch mĂŒssen Sie sich keine Kopie des Fragebogens aufbewahren oder dergleichen.

Es besteht weder beim ZurĂŒcksenden des Papierfragebogens per Post, noch bei der Online-Meldung eine Verpflichtung Ihrerseits das Absenden nachweisen zu mĂŒssen.

An der Antwort sieht man schön die unterschiedliche Sichtweise von Staat und BĂŒrger. Ich bin der Meinung wenn ich schon “Auskunftspflichtiger” bin dann hĂ€tte ich im Gegenzug gerne eine Verpflichtung des Staates mir einen Nachweis zu erbringen das ich dieser Pflicht nachgekommen bin!

Meine Vorahnung damals war nicht ganz unberechtigt wie ich nun in der Mitteldeutschen Zeitung (VolkszĂ€hlung – Mahnung erschreckt BĂŒrger) lesen musste:

Beim Zensus 2011, …, gibt es offenbar erhebliche Probleme. Infolge von fehlerhafter Software erhalten in diesen Tagen BĂŒrger Mahnschreiben, obwohl diese ihre Daten bereits per Internet ĂŒbermittelt haben. Den ersten Betroffenen wird inzwischen mit Zwangsgeldern von mindestens 300 Euro gedroht.

Da wirds wohl Zeit den Leuten dort nochmal etwas auf die Nerven zu gehen. Ich will meinen Nachweis haben!!! Am besten mit Aktenzeichen! 😉

Die Meinung der Anderen

Seit dem Beitrag von Daniel Bröckerhoff – Reißt euch endlich zusammen! – mache ich mir Gedanken wie ich selbst mit dem andauernden Konflikt zwischen Netzgemeinde und den Politik-Hardlinern umgehen soll. Seit dem Oslo-Attentat wird ja eifrig an der Erweiterung des “digitale Graben” gearbeitet. Und weils so schön ist legt Herr Friedrich heute gleich nochmal krĂ€ftig nach.

ZunÀchst zum aktuellen Spiegel-Interview von Herrn Friedrich. Hier hab ich leider ein ganz praktisches Problem, ich kann das vollstÀndige Interview nirgendwo finden. Z.B. die von heise.de zitierte Zeile

Ich weiß, dass mir das in der Netzgemeinde wĂŒste Beschimpfungen einbringen wird, aber warum mĂŒssen Fjordman und andere anonyme Blogger ihre wahre IdentitĂ€t nicht offenbaren

Gibts das irgendwo im Netz als Orginal zu lesen, oder nur in der Print-Ausgabe? Das ist aus meiner Sicht etwas kritisch – auf heise.de steht das im Spiegel steht Herr Friedrich hat gesagt… aber sei es drum.

Wenn Herr Friedrich das so gesagt hat, klingt es fĂŒr mich fast wie eine Aufforderung auf seine Aussagen möglichst ausfallend und beleidigend zu antworten. Quasi als BestĂ€tigung seiner Thesen – alles Böse kommt aus dem Netz. Muss man ihm diesen Gefallen wirklich tun?

Hier muss ich Daniel Bröckerhoff recht geben. Vielleicht mĂŒssen wir das Thema einfach etwas entspannter – aber nachhaltiger – angehen und nicht bei jeder Wortmeldung der ĂŒblichen VerdĂ€chtigen gleich den Notstand ausrufen. Das was Friedrich, Uhl und Co hier machen ist meiner Meinung nach kein Diskurs, hier geht es nicht um eine Diskussion an deren Ende eine fĂŒr alle brauchbare Lösung steht. Nein hier gehts um Polarisierung! Das eigene Profil schĂ€rfen und sich von anderen abgrenzen. Da wird dann eben in der Sommerpause einfach mal am Busch gerĂŒttelt – kucken ob jemand von der Gegenseite mitspielt.

Und an dem Punkt muss ich Daniel Bröckerhoff dann ein StĂŒck weit wiedersprechen – “ErklĂ€rt ihnen Das Internet” – das wird so nicht funktionieren, weil denen geht es nicht ums Internet. Hier geht es um Meinung und bei einem möglichst grossen Teil der deutschen Bevölkerung gut dazustehen. Das Internet ist nur Mittel zum Zweck. Wenn dann muss man das Netz deren WĂ€hlern erklĂ€ren, damit sie erkennen können wie verschroben diese VorschlĂ€ge sind.

Ich fĂŒhre in meinem Blog jetzt eine Kategorie “Die Meinung der Anderen” ein und werde zukĂŒnftig Zitate von Politikern einfach 1:1 ohne zusĂ€tzliche Wertung von mir posten. Meine Meinung geb ich dann nach Themenkomplex gebĂŒndelt mit etwas zeitlichem Abstand wieder. Ich finde das was da aus Richtung Politik kommt ist eine direkte Diskussion einfach nicht mehr wert.

lebensmittelklarheit.de – Teil 1

Inzwischen lĂ€sst sich das Portal lebensmittelklarheit.de aufrufen. Schon aus reiner Neugier muss ich das natĂŒrlich gleich mal austesten! Auf gehts zum Produkt melden :-D…

Ich hab mich fĂŒr ein Kartoffelchips-Produkt eines namehaften deutschen Herstellers entschlossen. Das Produkt verspricht schon vom Namen her besonders viel NatĂŒrlichkeit und es wird extra betont das mensch

UnverfĂ€lschten Genuss! Reine natĂŒrliche Zutaten ohne den Zusatzstoff GeschmacksverstĂ€rker

erhĂ€lt. Auf der RĂŒckseite wird sogar ein “Reinheitsgebot” beworben… Schon blöd wenn dann in den Zutaten Hefeextraktpulver enthalten ist.

Die Meldung des Produkts auf lebensmittelklarheit.de klappte ohne Probleme, Web-Formular ausfĂŒllen, drei Bilder mit hochladen, Submit-Button und das Produkt ist gemeldet.

Zum Schluss noch ein paar konstruktive Kritikpunkte:

  • Ich möchte nicht wissen wieviele Produkte zur Zeit doppelt und dreifach genannt werden, mir fĂ€llt im Moment aber auch keine missbrauchssichere Lösung ein.
  • Mir wĂ€re es lieber gewesen wenn man sich dauerhaft mit Benutzername und Passwort bei dem Portal anmelden kann, nur so könnte man die Möglichkeit schaffen das ich den aktuellen Bearbeitungsstand meiner Meldung mitverfolgen kann. Die Startseite enthĂ€lt zwar inzwischen einige Informationen zum Prozess wie Meldungen bearbeitet werden. Das Portal bleibt aber zunĂ€chst ein Schwarzesloch…
  • Wieviele Produkte sollen eigentlich in dem Portal gelistet werden bis es dann mal eine GesetzesĂ€nderung gibt? Ich hab mich ganz bewusst fĂŒr ein Produkt mit Hefeextrakt-Problem entschlossen. Aktuell in der Rubrik Zutaten, Zusatzstoffe + Imitate 6 Produkte gelistet, wovon 4 wegen Hefeextrakt gelistet sind. Das wird dann irgendwann langweilig… bei diesem speziellen Problem wĂŒrden mich dann einfach noch mehr Hintergrundinformationen interessieren. Warum kann man das deutsche Lebensmittelrecht an dieser Stelle nicht einfach Ă€ndern? Was spricht dafĂŒr, was dagegen? Bin gespannt wie die Webdesigner das Layout der Seite vorgesehen haben, wenn mehr als 20 Produkte in einer Rubrik gelistet werden mĂŒssen 🙂

Sobald ich Neuigkeiten von meiner Meldung erfahre, gibts nochmal nen Post…