Der Bundestrojaner

“Ja, is denn heut scho Weihnachten?” – Chaos Computer Club analysiert Staatstrojaner (ccc.de). Seit dem die Online-Durchsuchung von einigen Politikern als DIE Antiterrorwaffe auserkoren wurde, warten ja alle nur darauf so einen Trojaner in die Hände zu bekommen. Tja, das Warten hat sich gelohnt, nun is es endlich soweit!
Die Pressemeldung des CCC enthält auch einen Link zu einer super gemachten Untersuchung des gefunden Schadprogramms. Sehr lesenswert!

Der Vollständigkeit halber noch ein Link zu folgender Meldung der Piratenpartei aus dem Jahr 2008: LKA Bayern nutzt “Bayerntrojaner” bereits zum VoIP-Abhören?. Dort ist ein gescanntes PDF-Dokument des bayrischen Justizministeriums mit einigen Erklärungen verlinkt. (Dafür gabs damals mächtig Ärger – incl. Hausdurchsuchung). Wie so ein Trojaner auf den eigenen Computer kommen kann, konnte auch schon geklärt werden. Einen entsprechenden Artikel gibts bei spiegel.de: Fahnder – Massiver Eingriff.

Die CCC-Auswertung lässt sehr tief blicken mit wieviel Pfusch bei den Ermittlungsbehörden offenbar gearbeitet wird! Hierzu einige Thesen:

  • Ein derartiger Trojaner lässt sich durch die Auswertung und Prüfung der Netzwerk-Kommunikation sehr leicht aufspüren
  • Wurde der Trojaner erstmal entdeckt, würde aus Sicht der Ermittlungsbehörden im besten Fall der Trojaner einfach deaktiviert.
  • Viel wahrscheinlicher ist aber das der Überwachte dem Trojaner und dessen Arbeitsweise nachgeht. Man könnte den Trojaner quasi umdrehen und gezeilt Falschinformationen streuen und so die Ermittler ablenken.
  • Die andere Möglichkeit ist, das sich das Trojaner-Opfer den Command&Control-Server vornimmt. Dadurch werden dann schnell die Ermittler zum Überwachungsobjekt.

Bin ja mal gespannt wie diese Sache sich entwickeln wird!

IT-Pannen des Tages

Die IT-Pannen sind in dieser Woche ja schon fast inflationär…

Zuerst stellt Frau Aigner Ihr Vorzeigeprojekt www.lebensmittelklarheit.de vor und das Ding knickt unter der Last gleich mal ein :-). Jetzt um 22:21 ist die Seite immer noch extrem langsam oder es kommen Fehlermeldungen. Was lernen wir daraus? – Wer ein Projekt PR-technisch auf spiegel.de, focus.de und tagesschau.de puscht muss sich im Vorfeld schon sehr umfangreiche Gedanken über die Performance seiner Website machen! Die Union hats ja mit den Stresstests ;-).

Penny.de hatte sich dann offenbar noch spontan zur Veröffentlichung der Kundendatenbank entschlossen: heise.de – Penny.de nach angeblichem Hackerangriff offline. Gibts eigentlich noch einen großen Einzelhandelskonzern der seine Kundendatenbank noch nicht unfreiwillig ins Netz gestellt hat? Wohl falsch verstandenes Cloud Computing

Unsere Bundesregierung ist natürlich immer vorne mit dabei, da reicht eine Panne pro Tag nicht. Deshalb gibts auf www.bundesregierung.de gleich noch eine Sicherheitslücke (siehe das Blog von Nils Juenemann – XSS bei der Bundesregierung). Ich glaub ja langsam die bauen die Sicherheitslücken absichtlich ein, damit das neue Cyber-Abwehrzentrum auch was zu tun hat.

Kommentar zur aktuellen IT-Panne beim Zoll

Nachdem der deutsche Qualitätsjournalismus bei dem Thema gerade wieder komplett versagt, kann ich mir einen eigenen Kommentar nicht verkneifen.

Zunächst mal zum allgemeinen Teil, im Focus Artikel Angriff auf Zoll-Computer — Hacker überlisten Antiviren-Software wird ein “hoher Sicherheitsbeamter” wie folgt zitiert:

Das ist so ziemlich das Schlimmste, was passieren konnte

hmm, also mal ehrlich! Wenn man sich das mal genau überlegt sind die Auswirkungen aus meiner Sicht doch eher mit das Beste was der betroffenen Behörde passieren konnte. Was wäre passiert wenn das Wissen über diese Sicherheitslücke an “echte Kriminelle” verkauft worden wäre? Was würde eine Terror-Organisation wohl dafür bezahlen? Oder die Mafia? Oder “die Hacker aus China”?

Dann mal weiter mit den technischen Details die man in der Presse lesen konnte. Bei XAMPP von Billig-Software zu sprechen ist schon mal nicht gerechtfertigt, richtig ist das die Software für diesen Einsatzzweck nicht gedacht ist. Mit Antiviren-Software hat XAMPP nun aber überhaupt nicht zu tun. Witzig ist ja noch das ausgerechnet 42 Trojaner auf den Festplatten gefunden wurden.

Die IT-Panne zeigt aber nicht zuletzt mit wieviel heisser Luft die kollektive Terror-/Cyberwar-Panik geführt wird! Es sollen ja schon die ersten Hacker identifiziert sein, da werden uns in den nächsten Tagen bestimmt ein paar 16-jährige Script-Kiddies vorgeführt werden. Und für die brauchen wir dann ein Terror- und ein Cyber-Abwehrzentrum mit BKA, BND und tralla?

Man sieht hier schon das unsere Bundesbehörden auch nur mit Wasser kochen, und manchmal ist das Wasser halt nur lauwarm. Viel interessanter wären eigentlich folgende Fragen:

  • Warum hängt so ein Server eigentlich direkt im Internet?
  • Wenn der Server schon im Internet hängt, warum prüft dann niemand in der Behörde ob evtl. mehr Dienste nach aussen zugänglich sind als eigentlich erforderlich (sowas lässt sich automatisieren)?
  • Die PATRAS-Server sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Nachdem die Angreifer Zugang zu den Servern hatten, konnten sie diese als Sprungbrett für weitere Angriffe benutzen. Z.B. auf interne Systeme ohne direkte Internetanbindung. Und die internen Systeme sind erfahrungsgemäß noch schlechter geschützt als die externen 🙂 Wo hatten die Angreifer als noch Zugang?

Falls sich jemand jetzt noch frägt wie die Angreifer überhaupt die PATRAS-Server gefunden haben. Dies war vermutlich einfacher als der IT-Laie es sich vorstellen kann. Ich hatte es hier ja schon ein paar mal von IP-Nummern (Wie funktioniert DNS? / Wo steht der Server?). Diese IP-Nummern werden meist in fortlaufenden nummerierten Blöcken vergeben. Ein 16-jähriger Schüler mit etwas zuviel Zeit und Spieltrieb kann mit der WHOIS Datenbank interessante IP-Nummern Blöcke (Net-Blocks) ermitteln. Diesen Block von IP-Nummern kann man anschließend automatisiert auf die dort installierten Dienste scannen. Eine Installation wie XAMPP ohne Absicherung fällt spätestens auf dieser Stufe auf. Verantwortungsvolle Unternehmen machen übrigens solche Scans ihrer IP-Nummern regelmäßig oder beauftragen externe Dienstleister dafür. Hat man solch ein System dann erstmal gefunden ist der eigentliche Angriff mit etwas Kreativität und mit google.de keine grosse Sache mehr.

Was bleibt als Fazit von dieser IT-Panne? Merkt Euch diese IT-Panne für den Fall das Euch ein Politiker erzählen will die IT-Systeme der Regierung wären sicher und nicht zu knacken! Das war jetzt ein IT-System von Strafverfolgungsbehörden die ein direktes Interesse daran haben das ihre Daten geheim bleiben. Wie gut sind dann wohl die Server von anderen Behörden geschützt die noch viel weniger Budget und Interesse für Sicherheit haben?

Die Piratenpartei vor der Landtagswahl NRW 2010

Die Piratenpartei hat zur Landtagswahl 2010 in NRW zwei super Werbespots erstellt. Einmal den offiziellen [Youtube-Video existiert nicht mehr!].

Und dann noch einen mit etwas Abgrenzung zu anderen Parteien, [Youtube-Video existiert nicht mehr!].

Wer sich etwas neutraler informieren möchte, findet bei Wikimedia mit den “Wahlprüfsteine zur Landtagswahl Nordrhein-Westfalen 2010” eine gute Übersicht zu den netzpolitischen Positionen der einzelnen Parteien.

Offline-Wahlkampf Teil 2 – Mein Fazit

So, den Offline-Wahlkampf habe ich nun fast hinter mich gebraucht, es fehlt nur noch das Abhängen der Plakate. Jetzt weiss ich auch warum diese Zeit “Wahlkampf” heisst :-), es war schon ein ganz schön harte Arbeit. Ich habe eine Demo organisiert, Plakate geklebt und aufgestellt, Infostände gemacht und sogar in Berlin für meine Meinung demonstriert. Hätte ich mir vorher nie träumen lassen, das sowas mal nötig sein sollte. Als Eindruck ein paar Bilder.

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Kurz vor der Demo “Freiheit-Statt-Angst” am Holocaust-Mahnmal in Berlin. Ich finde auch wir als klassische Nachkriegs-Generation haben eine historische Verantwortung was Demokratie und Menschenrechte in Deutschland angeht. Da feiern wir gerade 60 Jahre Grundgesetz und führende Politiker denken offen über eine teilweise Abschaffung der Gewaltenteilung in Deutschland nach.

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Das “Gläserne Mobil” in Ulm auf dem Münsterplatz. Die Ulmer Piraten hatten eine riesen Leinwand organisiert und zeigten unsere Wahlwerbespots. Ich fand die Aktion super! Kernthema war “Jeder hat etwas zu verbergen! Seine Privatsphäre”. Gerade dies ist bei vielen Menschen in Deutschland noch nicht ganz angekommen. Klar früher lebten die Menschen in einer analogen eng begrenzten Welt die durch Akten aus Papier bestimmt war. Damals hätte der Spruch “Ich habe nichts zu verbergen” vielleicht noch gestimmt. Aber wir leben in einer voll digitalen Welt in der Überwachung immer mehr allgegenwärtig wird. Elektronische Daten sind eben auch nicht mehr ortlich begrenzt sonder innerhalb von Sekunden global verfügbar. So leben wohl viele Menschen ohne es zu wissen in einer Art Truman Show. Aber ich denke mit den Datenschutz-Skandalen der letzten Monate wächst hier langsam das Bewusstsein.

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Gleich nochmals “Gläsernes Mobil” in Augsburg.

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Gestern gabs dann nochmal einen Infostand in Ulm. Hat sehr viel Spass gemacht. Ich denke gerade die Infostände haben einiges bewirkt. Gerade in Ulm waren unsere Infostände ein sehr deutliches Zeichen. Gerade in Günzburg hat unsere Präsenz bei den anderen Parteien für Aufsehen gesorgt. Vielleicht nehmen die unsere Themen in Zukunft etwas ernster?

Mir hat der Wahlkampf sehr viel Spass gemacht! Mein Dank geht natürlich an alle die ebenfalls mit geholfen haben das Motto “Ihr werdet euch noch wünschen wir wären Politikverdrossen!” in die Tat umzusetzen. Ich bin auf jedenfall sehr gespannt auf unser Wahlergebniss. Aber egal welches Ergebnis wir erzielen, ich werde auch nach der Bundestagswahl nicht locker lassen!