Löschen geht auch ohne Gesetze

Bei MOGIS gibts einen sehr interessanten Post “Warum man mit Kooperation weiter kommt ..“. Auf ein Argument in diesem Artikel wollte ich vor einiger Zeit in meinem Blog ebenfalls eingehen. Deshalb möchte ich dies nun nachholen.

Sex-Seiten lassen sich oftmals ganz ohne Gesetze und Polizei löschen! Wie soll das gehen? Es ist eigentlich ganz einfach. Die Mehrzahl der Hosting Provider schließt in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen Schmuddelseiten einfach aus. Ist bei mir schon etwas länger her das ich direkt mit Internet Hosting zu tun hatte. Soweit ich mich noch erinnere war der Hintergrund, das diese Internet-Auftritte für den Hoster in mehreren Punkten sehr unbequem sein können:

  1. Sex-Seiten machen Traffic… eigentlich gut für den Hoster, nur manchmal ist es soviel das die Qualität der Internet-Anbindung aller Kunden leidet und das ist dann wieder sehr schlecht
  2. Sollte die Seite evtl. doch illegal sein hat der Hoster mit der Staatsanwaltschaft zu tun, das ist viel Papier und macht Arbeit, so kommt der Hoster nicht auf seine Gewinn-Marge
  3. In der Sex-Branche herrscht natürlich auch ein gewisser Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern… da wird dann schon mal mit unfairen Mitteln wie Denial of Service Angriffen gearbeitet. Spätestens jetzt macht man sich als Kunde beim Hoster seeehr unbeliebt.

Das wäre mal Punkt eins zum Hoster. Frau von der Leyen spricht ja von einem kommerziellen Massenmarkt. Würde also bedeuten, der Anbieter will Kohle vom Kunden haben. Dazu benötigt der Anbieter einen Payment-Dienstleister, der ermöglicht dann einen Geldtransfer vom Kunden zum Anbieter. Geld ist ja immer so eine Sache und so einen Akzeptanzvertrag bekommt man nicht so ohne weiteres. Da wird dann schon im Vorfeld das Risiko durch den Payment-Dienstleister abgeprüft (mehrseitiger Fragebogen). Erotik ist für Payment-Dienstleister ein heikles Geschäft da in diesem Bereich das Zahlungsausfallrisiko besonders hoch ist. Deshalb nehmen einige Payment-Dienstleister keine Erotik-Anbieter an.

Und nun das Argument in Kombination. Frau von der Leyen spricht von einem kommerziellen Massenmarkt und Herr Ziercke der Chef vom BKA behauptet die Kinderporno-Seiten würden in “Failed-States” gehostet. Bleiben wir zuerst beim Thema Bezahlen, UK Foreign and Commonwealth Office:

  • Credit cards are not accepted in Somalia…

  • Iran:

    Credit cards are very rarely accepted and should not be relied upon as a means of payment.

  • Afghanistan:

    You should ensure that you carry sufficient cash, in US Dollars, for your visit because credit cards are not accepted.

Um die Sache rund zu machen, hier noch ein paar Anhaltspunkte wie es um das Thema “Hosting” in diesen Ländern bestellt ist. CIA Worldfact Book:

  • Somalia:

    …the public telecommunications system was almost completely destroyed or dismantled during the civil war; private companies offer limited local fixed-line service…

  • Chad:

    …primitive system with high costs and low telephone density; fixed-line connections for only about 1 per 1000 persons…

  • Afghanistan:

    …limited landline telephone service;…

Glaubt wirklich jemand die Taliban würden im Swat-Tal geheime unterirdische Rechenzentren betreiben?