Bei “Guttenberg kommt” in Neu-Ulm

Langsam werde ich zum CDU/CSU-Wahlkampfveranstaltungs-Groupie. Hab in der vergangenen Woche mehr CDU/CSU-Politiker live erlebt als zuvor in meinem ganzen Leben. Am Freitag war dann, als letzte Veranstaltung für diese Woche, “Guttenberg kommt” in Neu-Ulm. Insgesamt waren wir sechs Piraten in zivil Kleidung (also ohne Piraten-Shirt).

nu-piraten-guttenberg02

Bereits 30 Minuten vor Einlass hatte sich eine kleine Menschentraube vor der Eingangstür gebildet. Neben dem typischen klischeehaften CDU/CSU-Wähler waren bei “Guttenberg kommt” auch viele jüngere Menschen die eigentlich nicht in das Bild einer typischen CSU-Veranstaltung passen. Interessant war, das es bei dieser Veranstaltung eine Taschenkontrolle gab, mit CDU-Kugelschreiber in der Hemdtasche hatte ich aber keine Probleme mit Piraten-Flagge und schwarzem Piraten-Shirt im Rucksack durch die Kontrolle zu kommen 🙂 (man weiss ja nie was der Abend für Möglichkeiten bringen könnte, andere haben immer ein Handtuch dabei, ich eben Flagge und Shirt).

nu-piraten-guttenberg04

Als Überraschungsgast gab es dann neben Guttenberg noch Frau Dr. Beate Merk (CSU und Justizministerin) die hatte ich unter “Das Wort zum Sonntag – die Kirche im Dorf lassen” schon mal erwähnt.

Kommen wir zu Guttenberg! Er kann reden und wirkt verdammt sympathisch, man merkt sofort das er bei den Leuten ankommt. Im Kontrast zu Guttenberg geht Frau Merk und der örtliche CSU MdB total unter. Dann kommt Guttenberg, er hüpft auf die Bühne und stolpert fast. Die Rede ist locker und die Witze die er zum aufwachen immer wieder einstreut sorgen für verhaltenes Gelächter im Publikum. Guttenberg vermeidet es in seiner Rede ganz bewusst – sagt er auch – den politischen Gegner direkt anzugreifen. Er spricht von Vertrauenskrise und Werten. Es fällt einem fast nicht auf das es sich um eine Wahlkampfrede handelt. Ich würde es eher als einen Mix aus moderner Kirchenpredikt und Talkshow-Entertainment bezeichnen. Zum Thema Internetsperren gab es kein Wort, hier bietet er keine Angriffsfläche.

Bei der Veranstaltung gab es leider keine Möglichkeit zur Diskussion mit den Politikern. Spätestens hier merkt man das es sich um eine Show-Veranstaltung handelt. Guttenberg wird vorgeschoben wie ein Star, wer möchte da schon das Risiko für unliebsame Fragen?

Eine Veranstaltung nach diesem Muster ist für eine “Präsentation” der Piratenpartei in meinen Augen sehr problematisch. Wer hier mit Zwischenrufen versucht auf sich aufmerksam zu machen gilt als Störer, als Rowdy und Politik-Fanatiker. Sowas ist bei den verschreckten Besuchern sofort negativ besetzt. Eine echte Chance hier mit Argumenten zum Nachdenken anzuregen bietet sich nicht, ohne Mikrofon versteht eh kaum jemand etwas und für den Fall der Fälle sorgen die zahlreichen Ordner mit einem Hausverbot schnell für Ruhe. Übrig bleibt dem Eindruck des Spinners oder wirren Weltverbesserers. Aus diesem Grund habe ich mich bei dieser Veranstaltung gegen eine “Wortmeldung” entschieden.

Morgen gibts ja schon wieder “Guttenberg kommt” in Königsbrunn. Und am 14.09. gibts meine Begleitaktion wie ich unter “14.09.2009 – Guttenberg kommt – Teil 1” schon geschrieben hatte. Bin auf beide Veranstaltungen schon sehr gespannt und hoffe das alles klappt!

Zum Thema Wahlveranstaltungen und Aussenwirkung der Piratenpartei möchte ich zum Schluss noch auf zwei sehr lesenswerte Blog-Einträge verlinken: